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Kommunikation: Was verbirgt sich unter dem Eisberg?

# Brigitte Thoma #

 

 

Kommunikation ist die Grundlage menschlichen Beisammenseins. Jedes Verhalten - alle Vorgänge, durch die wir zueinander in Beziehung treten - oder auch vermeiden - ist Kommunikation. Wir kommunizieren in jeder Begegnung, bewusst als auch unbewusst. Die Art und Weise, wie wir etwas kommunizieren, hat auf jede Beziehung, ob im Business mit Kollegen und Vorgesetzten oder privat in der Familie oder mit Freunden, Auswirkungen auf unsere Beziehung mit der jeweiligen Person.

 

Diese Prozesse des Sendens und Empfangens von Botschaften, finden auf der Sachebene (verbale Elemente) mit einer inhaltlichen Sach-Botschaft, und auf der Beziehungsebene (beinhaltet non- und paraverbale Elemente) mit einer Ich-Botschaft und Du-Botschaft statt.

 

Anhand des Eisbergmodells, das als Kommunikationsmodell der zwischenmenschlichen Kommunikation übertragen wird (Paul Watzlawick), kann dies veranschaulicht werden: Bei einem Eisberg sind lediglich ca. 20 %, sichtbar ist. Die anderen 80 %, befinden sich unsichtbar unter der Wasseroberfläche. Genauso verhält es sich mit der menschlichen Kommunikation, bei der es eine sichtbare und eine unsichtbare Ebene gibt:

 

Sichtbar 20 %: Die bewusste Sachebene mit Fakten, Informationen und Daten.

Unsichtbar 80 %: Die vorbewusste und unbewusste Beziehungsebene mit Erfahrungen, Gefühlen, Werten, Instinkten, Bedürfnissen (= Handlungsmotive) uvm.

 

Das bedeutet: Der kleinste Teil unserer Kommunikation findet verbal statt. Der weitaus größere Teil wird nicht ausgesprochen, sondern auf der Beziehungsebene übermittelt.

 

Eine gute Beziehungsebene gründet auf einer möglichst großen Übereinstimmung der nonverbalen, verbalen und paraverbalen Signale, die zwischen kommunizierenden Personen ausgetauscht werden, und schafft den guten Kontakt zwischen Menschen. Redewendungen wie „der gute Draht“ oder „die Chemie stimmt“, beschreiben diese Übereinstimmung.

 

Kommunikation wird als Interaktion zwischen Menschen beschrieben, sozusagen ein wechselseitiger Austausch von Informationen. Wir tauschen den ganzen Tag viele Informationen mit zahlreichen Menschen in allen Lebensbereichen aus: Wir bearbeiten unsere E‑Mails, haben Online-Meetings, Team-Besprechungen, Tischgespräche bei Business-Essen, Mitarbeitergespräche, Kundentelefonate, Postings auf Social-Media Kanälen uvm..

 

Bei so viel alltäglicher Kommunikation ist es nicht verwunderlich, dass es immer wieder zu Störungen kommt und leicht Missverständnisse entstehen, da jeder sein eigenes subjektives Bild der Wirklichkeit hat. Dieses Bild bzw. die eigene Haltung (mit Ansichten, Vorstellungen, Wünschen, Erwartungen) wird vom Sender in seiner Sprache und mit Körpersignalen in eine Botschaft „codiert“ und dem Empfänger mitgeteilt. Der Empfänger muss dann wiederum die sprachlichen und nichtsprachlichen Botschaften in die eigenen Gedanken und Gefühle zurückübersetzen = „decodieren“. Genau an dieser Stelle treten dann Konflikte auf, weil der andere oft nicht verstanden wird. Die innere Haltung von Gesprächspartnern und das „decodieren“ hat Auswirkungen auf den Gesprächsverlauf und das Gesprächsergebnis. Durch unterschiedliche Ansichten, Wahrnehmungen und Einstellungen, kommt es zu Störungen – und beim „decodieren“ können zusätzlich Missverständnisse, Spekulationen und Interpretationen (zwischen den Zeilen lesen) entstehen. Oft verhindern auch Rücksichtnahme (niemanden kränken zu wollen) und zu hohe Erwartungen (der andere muss das von selbst merken), sich klar auszudrücken.

 

„Die Bedeutung einer Kommunikation, ist die Reaktion, die sie hervorruft und nicht die Absicht des Kommunikators“ (Milton H. Erickson)

 

Das funktionierende Zusammenspiel der Sach- und Beziehungsebene ist in der Kommunikation die große Herausforderung. Sind beide Ebenen im Einklang, kann eine reibungslose Kommunikation stattfinden. Tauchen Störungen aus dem Bereich der Beziehungsebene auf, erschweren diese eine konstruktive Kommunikation auf der Sachebene.

 

Die Beziehungsebene kann bewusst über Pacing (Angleichen) und Leading (Führen) verbessert werden – man gleicht sich (durch »spiegeln« von Verhalten) in Sprache, Körperhaltung, Gestik, etc. zunächst seinem Gegenüber an. Danach wechselt man ins

Leading durch Fragen oder Vorschläge, aber auch mit nonverbalen Signalen,

um auf den anderen zuzugehen. Spezielle Fragetechniken, Leitfragenraster für eine erfolgreiche Gesprächsführung sowie ein Fahrplan zu Konfliktlösungen können erlernt werden. Denn wer fragt, der führt!

 

Gelungene, wirkungsvolle Kommunikation beachtet die drei folgenden Grundregeln: Verständlichkeit der Sach-Botschaft, Ehrlichkeit der Ich-Botschaft und Wertschätzung der Du-Botschaft.

 

Die eigentliche Eisberg-Challenge: Das Erkunden des Nicht-Sichtbaren von unseren Gesprächspartnern.

 

 

Quelle: Ripper/Ripper (2018) Therapie-Tools Kommunikation / Beltz Verlag, Weinheim Basel